Warenkorb

WARENKORB

Produkt Betrag
Zwischensumme0.00
Total CHF 0.00
Raritäten für auf die Festtafel

10. Dezember 2019

Raritäten für auf die Festtafel

Weine von alten Rebstöcken sind etwas Besonderes. Urs Fischer erklärt wieso und präsentiert drei Weine, die aus Trauben von über 100-jährigen Rebstöcken gekeltert werden. Seine drei «Methusalems» sind wahre Raritäten und die ideale Wahl, wenn es auf der Festtagstafel etwas Exklusives sein darf.



«Dieser Wein wird aus alten Reben produziert». Eine Aussage, die viel anzutreffen ist – und der Sie bestimmt auch schon begegnet sind. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, wie alt eine Rebe sein muss, um alt zu sein? Schwierig zu sagen, denn der Begriff «Alte Reben», «Vieilles Vignes» oder «Old Wines» ist nicht geschützt. Ich versuche es trotzdem…

Alt, was heisst das?

Im konventionellen Rebbau ist eine Rebe nach 20 bis 25 Jahren alt. Dann nämlich gehen die Erträge zurück und die Rentabilität ist nicht mehr da. Daher: Stock ausreissen und einen neuen pflanzen. Fünf Jahre später hat der Winzer wieder einen Ertrag, nach zehn Jahren produziert die Rebe so richtig gute Trauben und nach 20 Jahren gehen die Erträge wieder zurück. Also ist eine 20-jährige Rebe eine alte Rebe, oder? Bedingt, denn wenn wir von alten Reben sprechen, handelt es sich oft um Rebstöcke, die 40 bis 50 Jahre oder älter sind. Was wir in diesem Zusammenhang ebenfalls oft hören: «Weine von alten Gewächsen sind besser, da die Reben weniger Trauben produzieren und sie dadurch konzentrierter sind». Aber man kann ja auch junge Rebstöcke so erziehen und schneiden, dass sie weniger produzieren. Was also ist dann das Besondere an diesen Weinen von alten Stöcken?

Bild: Alte Reben auf «Los Abuelos» im Bierzo, Galizien

Dem Geheimnis auf den Grund gehen

Ältere Rebstöcke wurzeln tiefer und nehmen dadurch mehr Mineralien und Nährstoffe aus dem Boden auf. Die Trauben sind somit reicher an Aromen und Farbstoffen und das Verhältnis von Zucker und Säure ist ausgeglichener. Weine aus alten Reben wirken daher meist harmonischer, tiefgründiger, mineralischer und komplexer. Aus diesen Gründen sind es auch oft Weine, die grosses Alterungspotenzial haben.

Ein weiterer spannender Aspekt ist, dass es sich bei den alten Rebstöcken oftmals um alte Klone handelt. Denn in den 1950-Jahren wurden bei den meisten Rebsorten Klone selektioniert, die ertragsreicher sind. Das ging zum Teil auf Kosten der Komplexität und die Reben wurden tendenziell krankheitsanfälliger. Die «Alten Reben» stammen noch aus der Zeit davor und verfügen über die heute so gefragte Vielschichtigkeit, aber auch grössere Robustheit.

Meine drei Highlights

Aber warum die ganze Geschichte über alte Reben?
Ich möchte Ihnen drei Weine vorstellen, die mir die letzten Monate begegnet sind und die von wirklich alten Reben stammen – und zwar von uralten Reben. Alle Weine stammen von Trauben, deren Rebstöcke über 100 Jahre alt sind, also wahre Methusalems. Zwei Weine davon stammen sogar von Prephylloxera-Stöcken*.

_ Der Sizilianer Signum Riserva 2014
_ Condesa de Hervías Rioja 2005
_ Mencìa tinto Barreiros 2018 aus Bierzo

Bild: Urs Fischer mit seinen drei Raritäten-Highlights

Aus Sizilien: Signum Aetnea Riserva 2014

 

Der erste Wein, der mir kürzlich auffiel, kommt aus Sizilien – und zwar vom Ätna, einem der aktuellen Mekkas italienischer Weinfreaks. Der Weinberg soll um 1882 angelegt worden sein, also im selben Jahr als unser Urgrossonkel Johann Fischer die Weinhandlung gründete. Untersuchungen der Universität Palermo bestätigen das Alter der Reben: die Stöcke sind 140 Jahre alt und wurzelecht – und wurden somit vor dem Auftreten der Reblaus in Sizilien gepflanzt. In den sehr mineralhaltigen Lavaböden am Ätna schien sich die Reblaus nicht richtig vermehrt zu haben...

Bild: Das Tor zum Rebberg. Der Weinberg wurde 1882 angepflanzt – und ist somit gleich alt wie unsere Weinhandlung.

Der Wein

Und wie schmeckt nun ein Wein aus so alten Stöcken? Wer die Ätna-Weine kennt weiss, dass sie sich stark vom sizilianischen Mainstream-Nero d’Avola unterscheiden. Die Weine sind burgundisch-elegant und erinnern am ehesten an einen Pinot Noir. So auch der Signum Aetnea Riserva. Die Farbe ist ein schönes, etwas helles Rubinrot, die Aromatik zeigt Noten von kleinen roten Beeren und Kräutern. Am Gaumen ist der Wein elegant, mit präsenten Gerbstoffen, viel Frische und einem langanhaltenden mineralischen Abgang. Der Signum erinnert mich stark an ein grosses Gewächs aus dem Burgund. Er trinkt sich zu einem Essen schon ganz gut, hat aber sicher noch ein Lagerpotenzial von mindestens 10 bis 15 Jahren.

Der Wein präsentiert sich in einer 1er-Holzkiste mit einem Zertifikat der Universität von Palermo, welches das Alter der Rebstöcke bestätigt. Es wurden 3‘500 Flaschen produziert.

Signum Aetnea Riserva Etna rosso DOC 2014
75 cl, CHF 145.–

Der Spanier: Condesa de Hervías Rioja 2005

Die Rioja-Weine von Iñigo Manso de Zuñiga, dem Conde de Hervías, kennen und lieben viele unserer Kundinnen und Kunden seit Jahren. Diesen Frühling hat mich Iñigo einmal mehr überrascht – und zwar mit seinem neusten Wein, dem Condesa de Hervías 2005. Richtig! Der Jahrgang 2005 kommt im 2019 – nach 14 Jahren – auf den Markt. Wieso nicht früher? Der Wein war ihm einfach noch zu jung. «Der Wein hat so viel Potenzial und es wäre schade, eine solche Perle zu lancieren, bevor sie Freude macht», war Iñigos Antwort.

Die Trauben stammen aus dem ältesten Rebberg des Weinguts und haben eine ganz besondere Geschichte: Sein Urgrossvater war im Kontrollrat der Rioja und hatte davon gehört, dass man in Bordeaux Probleme mit einem neuen Schädling, der Reblaus, hat. Er brach auf Richtung Frankreich, um sich vor Ort selber ein Bild zu machen. Schnell merkte er, dass die Rioja früher oder später ebenfalls mit diesem Problem konfrontiert sein würde. Man kannte damals die Lösung mit dem Pfropfen der Rebstöcke noch nicht, wusste jedoch, dass sich die Reblaus auf Sandböden nicht verbreiten kann. Also kehrte er zurück in die Rioja, sammelte seine besten Tempranillo-Klone und pflanzte diese im Jahr 1874 auf einer sandigen Parzelle am Ufer des Ebros. Und tatsächlich: die Pflanzen überlebten die Reblaus – quasi in einer «Reben-Arche Noah» – und stehen bis heute dort. Die knorrigen Stöcke tragen nur noch wenig Trauben und der Hektarertrag liegt bei ca. 12 hl – erlaubt sind in der Rioja bis 48hl/ha.

Bild: Iñigo Manso de Zuñiga in seinem Barriquenkeller

2005 dann hat Iñigo aus den Parzellen mit den Prephylloxera-Stöcken die besten Reben und davon die besten Trauben selektioniert. Und daraus machte er den Condesa: Vergärung in einem neuen 500-Liter Fass aus französischem Holz, danach drei Jahre Ausbau in minimal getoasteten Barriques und zuletzt eine Flaschenlagerung von über zehn Jahren.

Der Wein

Ergebnis: ein Wein mit tiefroter Farbe, einem erstaunlich frischen und komplexen Bukett von Johannisbeeren und Gewürzen und mit ganz diskreten, gut integrierten Holzaromen. Am Gaumen ist er vielschichtig, gehaltvoll und mit samtigen Gerbstoffen. Er zeigt noch überhaupt keine Ermüdung, ist immer noch frisch und sehr präsent. Im Abgang ist der Condesa sehr lang anhaltend und mit einer grossen Komplexität. Der Wein bereitet jetzt schon sehr viel Trinkgenuss, kann aber problemlos noch weitere 10 bis 15 Jahre reifen.


Vom Condesa wurden 500 75 cl-Flaschen und zwölf Magnum gefüllt. Jede Flasche ist nummeriert und in einer speziellen Holzschatulle verpackt.


Condesa de Hervías Rioja DOCa 2005, 75 cl, CHF 198.–
Condesa de Hervías Rioja DOCa 2005, 150 cl, CHF 450.–




Und der Galizier: MENCÍA TINTO DE LOS ABUELOS BARREIROS 1890 BIERZO 2018

Nacho (Ignazio) Álvarez war über Jahre für die Weinproduktion sämtlicher Weingüter von Jorge Ordoñez zuständig. In dieser Zeit wurden die von ihm vinifizierten Weine regelmässig hoch bewertet und Robert Parker zeichnete ihn zweimal als «den talentiertesten Oenologen Spaniens» aus. Vor zwei Jahren hat sich Nacho selbstständig gemacht und in seinem Heimatort im Bierzo die «Bodega Los Abuelos» gegründet, auf Deutsch «die Kellerei der Grosseltern». Als erstes hat er – wie soll es anders sein – den kleinen Rebberg seiner Grosseltern übernommen. Danach kaufte er weitere Parzellen, allesamt von Familien, die ihre kleinen Weinberge über Generationen im Nebenerwerb bewirtschafteten, wo es aber an einer Nachfolge fehlte.

Bild: Nacho Álvarez bei einem über 120 Jahre alten Rebstock.

Heute nennt er 14 solche kleine Parzellen sein Eigen, die eine Gesamtfläche von 6,5 Hektaren ausmachen. Es sind alles alte Weinberge, die zwischen 1890 und 1930 angepflanzt wurden – ausschliesslich Steillagen mit Schieferböden, aufwendig in der Bearbeitung, aber mit hervorragenden Trauben.

Der Wein

Meine Entdeckung ist der Mencía Barreiros 1890 aus den Rebbergen seiner Grosseltern Floripe und Guillermo. Ein reiner Mencía, der auf kargen Schiefer-/Kalkböden wächst. Der Wein hat ein kräftiges Rubinrot, in der Nase folgen vielschichtige Noten von reifen Früchten sowie balsamische und würzige Aromen. Am Gaumen ist er vollmundig, fleischig, ausladend und trotzdem sehr elegant. Ein wuchtiger Wein und trotzdem mit einer fast tänzerischen Eleganz. Lang anhaltender Abgang mit mineralischen Anklängen. Mit seinen weichen Tanninen präsentiert sich der Wein schon recht zugänglich, das Alterungspotenzial dürfte aber noch problemlos weiter acht bis zwölf Jahre betragen. Grosses Kino!

Vom Mencía Barreiros wurden 1‘100 Flaschen produziert. Besonders speziell ist die Etikette: Zur Herstellung des Etiketts wurde Schiefer aus dem Rebberg genommen, gemahlen und auf eine Folie aufgetragen. So kommt auf jeder Flasche ein Stück «Terroir» mit zum Konsumenten.

Mencía tinto de los Abuelos Barreiros 1890 Bierzo DO 2019
75 cl, CHF 65.–

auf die Festtagstafel

Diese drei Raritäten sind aus meiner Sicht absolute Highlights – und die ideale Wahl, wenn es auf Ihrer Festtagstafel etwas Exklusives sein darf. Zum Wohl!

* Als 1863 die Reblaus (Phylloxera) von Amerika nach Europa eingeschleppt wurde und sich über ganz Europa ausbreitete, wurde fast der gesamte europäische Rebbestand vernichtet. Schliesslich fanden Wissenschaftler heraus, dass die amerikanischen Reben resistent gegen die Reblaus waren. Durch das Aufpfropfen (aufsetzen) der eigenen, europäischen Reben auf den Wurzelstock ihres amerikanischen Verwandten fanden Winzer letztlich die einzig wirkungsvolle Schutzmassnahme. Heute sind mit ganz wenigen Ausnahmen alle Reben auf gepfropften amerikanischen Unterlagen. Reben, die nicht gepfropft sind, bezeichnet man als wurzelecht.