Donnerstag, 3. März 2022: das grosse Ratespiel – Pinot Noir, von wo?

Getrunkene Weine:

2012 Riesling Hattenheimer Wisselbrunnen Grosses Gewächs, Kaufmann (Rheingau, D): Kein Donnerstag ohne Riesling! Dieser hier stammt von einer der Toplagen im Rheingau. Weinbergspfirsich, Zitrusfrucht, wenig Petrol, mineralischsalzig, mit guter Säure. Recht mundfüllend, gute Länge.

2005 Fût de Chêne Pinot Noir de Loèche, Eggo Weine (Wallis, Schweiz): „Sagenhaftes Wallis“ hiess es am 31. Januar 2006 im Obertor, in Anwesenheit von Otmar Eggo. Sagenhaft, dass dieser Wein noch trinkbar war, mit Noten von Walderdbeeren, verbranntem Gummi, Brotrinde, Erde. Wow, wie doch die Zeit vergeht…

2015 Edition Doppelgold, Hedinger (Schaffhausen, Schweiz): Leider zu starker Luftton – hier hat Coravin versagt.

2008 Corton Grand Cru, Bonneau du Martray (Burgund, Frankreich): Angefangene Flasche, zwei Tage vorher geöffnet. Leider nicht mehr die Frische wie zwei Tage zuvor.

2013 Pinot Noir, Montsecano (Casablanca Valley, Chile): Biodynamisch geführter Betrieb unter Mithilfe von André Ostertag, Elsässer Winzerikone. Laktisch, überreife Orangen, Erdbeeren, sehr mineralisch, recht trocken, aber noch sehr lebendig und spannend.

2018 Pinot Nero Marchese Leopoldo, Marchesi Incisa della Rocchetta (Piemont, Italien): Holz, konfitürig, aufgesetzte Süsse, 15% vol Alkohol – Pinot wie von einem andern Stern – aber nicht von meinem…

2005 Pinot Noir Lo Abarca Hills Vineyard, Casa Marin (San Antonio, Chile): Zwar deutlich über dem Zenith – riecht nach Bratensauce und etwas Maggi, zudem leichter Essigstich – aber am Gaumen zeigt er nach wie vor, was er vor zehn Jahren mal war: ein schöner, runder, samtiger Pinot!

2015 Bourgogne Pinot Fin, Arnoux-Lachaux (Burgund, Frankreich): Feine Erdbeernoten, erstaunliche Mineralität. Endet leider etwas kurz.

1983 Nuits-St-Georges 1er Cru Les Vignes Rondes, Hubert-Martin (Burgund, Frankreich): Noch voller Energie! Blutorangen, Erde, saftig, mit viel Druck und guter Länge.

2017 Pinot Noir Birs, Sauska (Tokaji, Ungarn): Laktisch, dunkle Beerenfrucht, Süssholz, auch sonst noch viel Holz, am Gaumen fleischig, mit viel Schub und recht lang.

2015 Pinot Noir Grand Cru Chlosterberg, Winzerkeller Strasser (Uhwiesen, Schweiz): Zimtstange, dunkle Früchte, leicht mineralisch, hat Charakter. Die Säure versteckt sich nicht, der Abgang ist mittel.

2011 Pinot Noir Single Vineyard Awatere Valley, Yealands (Marlborough, Neuseeland): Erinnert in der Nase an Walla Walla! Noch erstaunlich gut im Schuss, Gabazältli, Schokolade, fleischig und funky!

2007 Malanser Pinot Noir Grand Cru, Boner (Graubünden, Schweiz): Maggi, Speck, flüssige Lakritz, Tee. Klingt irgendwie besser, als er tatsächlich war, nämlich deutlich zu alt!

1999 Savigny-les-Beaune 1er Cru Aux Vergelesses, Simon Bize & Fils (Burgund, Frankreich): Fleischiger Burgunder, richtig schön zu trinken, würzig, das macht doch Spass!

1975 Spätburgunder Spätlese Assmannshäuser Höllenberg, Kloster Eberbach (Rheingau, Deutschland): Leider, leider Kork! Dahinter ein Spätburgunder mit grandiosem Schmelz, einer betörenden Süsse – soooo schade!

2016 Weinolsheimer Kehr Spätburgunder Eiswein, Manz (Rheinhessen, Deutschland): Büchsenmais, Marzipan, Honig, extreme Säure, sehr langes Finale – ein toller Abschluss!

Donnerstag, 24. Februar 2022: Bordeaux 1986 – 1996 – 2006

Getrunkene Weine:

2006 Malartic Lagravière blanc, Pessac-Léognan: Äpfel, wenig Honig, Blätterteig – weit – aber noch mit Genuss zu trinken!

1996 Domaine de Chevalier blanc, Pessac-Léognan: Honig, Apfel im Schlafrock mit Vanille drüber, Fencheltee, ölig und mit gut eingebundener Säure.

1986 Château Maucaillou, Moulis: Waldboden, Tabak, kräutrig, wer hätte das gedacht, dass ein „einfacher“ 36jähriger Moulis noch mehr als nur geniessbar ist!

1986 Château Petit Village, Pomerol: So hat bestimmt ein rotes Plüschsofa gerochen – vielleicht mit Joséphines Hinternabdruck drauf? Kaffee, Brotkruste, unpomerolig, aber lecker!

1986 Château Nenin, Pomerol: Tabak, Leder, Harz, süssliche Frucht, saftig und animierend!

1986 Château Talbot, Saint-Julien: Paprika, würzig, wird immer mineralischer, zum Schluss huscht sogar ein Colafröschli vorbei…

1986 Château Beychevelle, Saint-Julien: Noch in bemerkenswerter Form! Hat fast schon die Süsse eines 82 oder 61-ers – erstaunlich!

1986 Calon-Ségur, Saint-Estèphe: Leichte Animalik, etwas Gummi, Bleistiftspitze, noch quicklebendig, vor allem am Gaumen fein aromatisch und lang.

1986 Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe: Semmnelknödel, Pilzbratensauce, gewürzt mit ein paar Mottenkugeln, am Gaumen schüttelt er all diese miesen Eindrücke locker ab und präsentiert sich fleischig, männlich, reichhaltig.

1996 Château du Tertre, Margaux: Die Frucht ist schon ziemlich verblasst. Grüner Pfeffer, Kampfer, Graphit , viel Säure – wirkt streng wie mein Primarlehrer – aber dies ist wieder eine andere Geschichte…

1996 Château Pavie, Saint-Emilion: Anflüge von Kork, seifig, nasser Lumpen. Zusätzlich noch ein Mix aus Chlor und Urin – doch hält man die Nase zu und schaut gebannt auf die berühmte Etikette, ist er plötzlich WUNDERBAR!

1996 Château Canon-La-Gaffelière, Saint-Emilion: Lakritz, Asphalt, spanische Nüssli, Sauerkirschen, etwas Moschus. Harmonischer Gaumen, wirkt noch relativ jung – sehr schön!

1986 Lafaurie-Peyraguey, Sauternes: Dezent Marzipan, Mandeln und Nougat. Kandierte Orangen, recht viskos, nicht zu süss, angenehm.

1994 Riesling Beerenauslese Goldkapsel Brauneberger Juffer-Sonnenuhr, Willi Haag, Mosel: Kein Donnerstag ohne Riesling! Grüntee, Akazienhonig, Pfirsicheistee, sehr schönes Süss-Säure-Spiel – doch nun Vorhang zu, das Spiel ist aus…

Donnerstag, 17. Februar 2022: Serie Rioja: 1. Teil: old school…

Getrunkene Weine:

2017 Riesling Wintricher Geierslay Grosses Gewächs, Günter Steinmetz, Mosel Deutschland: Kein Donnerstag ohne Riesling! Auftakt nach Mass mit einem zwar recht üppig daherkommenden, aber herrlich mineralisch-frisch-lebendig-raffinierten Grossen Gewächs! Mund gespült, weiter geht’s!

2016 Rioja Blanco, Muga: Floral, Zitrus, ok, aber nicht mehr.

2015 Baigorri Bianco, Bodegas Baigorri: Im Holz ausgebauter Viura, üppig, cremig, mit leicht bitterem Abgang.

2005 Viña Tondonia Blanco Reserva, López de Heredia: Apfel im Schlafrock, Lindenblüten, Stroh, leicht nussig, Kamille, sehr trocken, wild, griffig.

1985 Rioja Blanco Ygay, Marquès de Murrieta: Etwas Petrol, Tee. Apfel im Schlafrock, Rauch, Kandiszucker, hervorragende Säure, gewaltige Länge. Sensationell!

1971 Siglo Vino Tinto: Kräutermischung, Dörrfrüchte, Maggi, metallisch dazu – da ist nix, was Freude macht…

1978 Viña Ardanza, La Rioja Alta: Nur schon die Nase ist bezaubernd schön! Kaffee, Tee, Leder, Tabak, Mandarinli, feine Süsse am Gaumen – genial!

1989 Castillo Ygay Gran Reserva Especial, Marqués de Murrieta: Wundsalbe, Zwetschgenkompott, spitze Säure – da ist der Genusszug leider schon abgefahren – so schade!

1994 Marqués de Riscal Reserva: Zedernholz, noch Frucht, nasses Seil, endet etwas metallisch. Den Cabernet Sauvignon drin erkennen nur die Wenigsten… 🧐

2001 904 Gran Reserva, La Rioja Alta: Leicht animalisch, Menthol, dunkle Früchte, Kaffee, gute Säurestruktur.

2007 904 Gran Reserva, La Rioja Alta: Dunkle Früchte, Heublumen, etwas Karamell und Vanille. Saftiger als der 2001er, mit enormem Druck.

2011 904 Gran Reserva, La Rioja Alta: Schwarze, aber auch rote Frucht, Karamell, etwas gar stark nach Vanille und Eiche riechend, fast schon auf der modernen Seite. Cremig, weich, gute Länge.

2006 Viña Tondonia Reserva, López de Heredia: Rote Früchte, Kaffee, Pfeifentabak, diverse Gewürze, obendrauf noch ein paar Gabazältli. Urchig, mit viel Säure, rauchiges, langes Finale.

2004 Marqués de Vargas Reserva Privada, Bodegas Marqués de Vargas: Intensive Aromen von roten Beeren, Gewürznelken, diverse Kräuter. Wirkt modern nach den Traditionalisten zuvor, am Gaumen mundfüllend, mit langem Abgang.

2016 Marquès de Murrieta Reserva, Finca Ygay: Lakritz, Karamell, gute Säurestruktur, angenehmer Trinkfluss.

2016 Contino Reserva 2016, Bodegas Contino: Schwarze und rote Früchte, Zedernholz, Süssholz, mineralisch, am Gaumen saftig, mit guter Länge.

2000 Vintage Port, Cockburn’s: Als Schlummi noch ein schön gereifter, recht fetter Port mit feinen Teer- und Schokoladenoten. Intensiv, steigt zu Kopf und hallt nach bis zum nächsten Morgen…