Donnerstag, 24. November 2022: Bordeaux 80er Jahre

Was für ein toller Zufall – von 1982 bis 1989 war jedes Jahr mit einem Wein vertreten:

R Rieussec 1986: Brioche, Orangenmarmelade und Bitterorange in der Nase; Am Gaumen harmonisch, Bitterorangen und Ananas, ein toller Wein

Bischöfliches Weingut Rüdesheim Berg Roseneck 2016: An der Nase reife süsse Ananas, Sternfrucht und Lichy; am Gaumen harmonisch, trocken, Weinbergpfirsich, weisse Grapefruit mit Häutchen, Grüne Mirabellen und eben diese Spinnenbeine – was immer da gemurmelt wurde

Chateau de Bellevue 1982, Lussac St. Emillion, Magnum: Ruedis erster Bordeaukauf in jungen Jahren – In der Nase dunkle Waldfüchte, modrig und pilzig; am Gaumen dunkle Früchte, Leder, nasse Seile, Militärtornister aus den 50ern aus dem Kasten – keine Ahnung wer diese Erlebnis nachvollzogen hat 😉 Waldboden, Pilz, Schokolade – leider kein Genuss mehr

Chateau Montrose 1983: Maggitöne, zurückhaltende Röstaromen und kalte Suppe an der Nase; Am Gaumen Süssholz, Tee, Nappaleder, Sauce, relativ lang, elegant

Chateau d’Issan 1984: Die Nase zeigt Leder und Wald; der Gaumen Frucht und Süsse, Nobless, leicht trocknend, und später viiiiel Kaffee, ein erstaunlich schöner Wein

Chateau Canon, Canon Fronsac, 1985: In der Nase Leder und Waldboden, am Gaumen dunkle Früchte mit Pilz und Waldboden, macht keine Freude mehr

Chateau Beychevelle 1986: Die Nase mit Leder, süssem Pfeifentabak, Zedernholz und Zimt; der Gaumen harmonisch mit Tabak, Zimt und feinen Taninen – sehr schöner Wein

Cos d’Estournel 1987: Die Nase zeigt Süssholz, Leder, Tabak und Waldfrüchte; der Gaumen harmonisch und elegant – ein geiler Wein

Lamothe Cissac 1988, Haut Medoc: An der Nase Waldboden und leichter Kellermuff mit dunklen matten Früchten; am Gaumen dominiert eine spitze Säure, macht nicht mehr wirklich Spass

Chateau la Lambette 1989, St. Estephe: hmmm, Gemüsetöne, Traubenzucker und sehr gereifte Früchte – nicht mehr im Spassbereich

Ducru Beaucaillou 1989: Pfeiffentabak, Edelhölzer und schwarze Früchte in der Nase; am Gaumen viel Druck, etwas Teer, schwarze Beeren, Schwarztee, schöne Säure, etwas gedörrte Zwetschgen; lecker

Donnerstag, 17. November 2022: ‚Parker, WS, JS & Co: 98 Punkte‘

Keine leichte Aufgabe, doch die Clubmitglieder haben geliefert – und wie! Ein Weltklasse-Abend – vielen, vielen Dank an alle! Und die feinen Fleischspezialitäten von unseren beiden Gästen aus der Toskana – mmmmmmh!
Getrunkene Weine:

2019 Riesling Marienburg Rothenpfad Grosses Gewächs, Clemens Busch, Mosel (Deutschland): Dezent Petrol, Pfirsich, Grapefruit, Lindenblütentee. Am Gaumen hochmineralisch, sehr salzig, gute Säurestruktur. Viel zu jung!

2018 Riesling Ozyetra, Von Winning, Pfalz (Deutschland): das dominierende Burgunder-Holz lockt uns auf die falsche Fährte und lässt uns an Chablis oder Meursault denken! Feuerwerkrauch, Kumquat, Feuerstein. Enorm salzig – einen Moment kommt der Gedanke auf: versalzen! Sehr cremig, selbst bei der Säure kommt man (ok, ich..) nicht auf Deutschland! Wahnsinnslänge, das Salzige bleibt am Gaumen kleben und kleben – herrlich!

2019 Roussanne Vieilles Vignes, Domaine de Beaucastel, südliche Rhône (Frankreich): Der dritte Wahnsinnsweisse! Wachsig, leicht röstig, Vanille, exotische Früchte, Blumenwiese. Ausgesprochen frisch wirkend, cremig, lang – jetzt schon so mega – wie wird der erst in zehn Jahren sein?

2015 Brunello di Montalcino, Ciacci Piccolomini d’Aragona, Toskana (Italien): Extrem helle Farbe mit stark orangen Reflexen! Waldboden, Walcholderbeeren, würzig, leicht feuchter Laubhaufen. Am Gaumen rund, mit etwas wenig Druck und einem mittellangen Abgang.

1990 Dominus, Dominus (Christian Moueix), Napa Valley (USA): Süssholz, Waldboden, Minze, schwarze Frucht. Fleischig und kompakt, sowas von schön gereift – wir schwanken zwischen Bordeaux und Super Tuscan (ok, ich…). Die paar Tanninkörner sind bald aufgebraucht, also jetzt langsam ans Austrinken denken!

2013 Okenio Val di Cornia DOC Cabernet Sauvignon, Terradonna (Toskana, Italien): Pirat, da nicht bewertet. Schokolad, Schwarzwäldertorte, Dörrfrüchte, Zwiebelconfit. Wirkt etwas gekocht, endet zudem kurz. Hat es eingeklemmt zwischen dem Dominus und dem Saffredi natürlich enorm schwer.

2013 Saffredi, Fattoria le Pupille, Toskana (Italien): Schwarze Kirschen, Schokolade, wirkt noch sehr jung. Saftig, würzig, vielschichtig, komplex. Er wirkt nicht schwer, ist einfach da mit seiner unglaublichen Präsenz, endet enorm lang. Ein Saffredi zum Verlieben!

2015 Château Haut-Sarpe, Saint-Emilion, Bordeaux (Frankreich): Der zweite Pirat. Schwarze Früchte, schwarze Schokolade, Teebeutel, etwas Nagellack. Zu alkoholisch im mittellangen Abgang.

2010 Brunello di Montalcino, Canalicchio di Sopra, Toskana (Italien): Brombeer- und Kirschenfrucht, Lakritz, Sandelholz, Kaffee, Schwarztee. Leicht floral, fleischig und kräftig. Die präsente Säure lässt ihn noch etwas streng erscheinen. Sehr langes Finale.

2007 Syrah Armada, Cayuse, Washington (USA): Angesengtes Fleisch, schwarze Oliven, süsslich, Blutwürste, Süssholz, etwas Jodtinktur, Sojasauce – Himmel, ist das dekadent! So funky kann nur Cayuse sein!

2013 Syrah Royal City, K Vintners, Washington (USA): Schwarze Beeren, tropische Hölzer, Blut, Teer, Bärendreck, Lavendel, leicht animalisch. Üppig und vollmundig, ellenlanges Finale. Was kann da noch kommen?

2005 Châteauneuf-du-Pape Vieilles Vignes, Janasse, südliche Rhône (Frankreich): Oh, noch üppiger als der Royal City! Schwarze Beeren, aber auch Heidelbeeren, Blutorangen, Lakritz, haufenweise Gewürze. Extrem langer Abgang.

2012 Les Manyes, Terroir al Limit, Priorat (Spanien): Rumtopf, Malagaeis, Mon Chéri. Sauerkirschen, hat es nach all den Bomben zuvor etwas schwer, ins Rampenlicht zu rücken. Dabei: er ist mit seinen 13.5% Alkohol sowas von präsent, sowas von nobel – vornehme Zurückhaltung, aber ganz gross!

2003 Riesling Auslese Goldkapsel Brauneberger Juffer-Sonnenuhr, Fritz Haag, Mosel (Deutschland): Kleines Fläschchen, grosse Tiefe. Saubere Botrytis, lecker süss, abgerundet durch eine knackige Säure. DER Nektar, der einem noch viel später – in Morpheus‘ Armen ruhend – beim Ausatmen ein wohliges Lächeln ins Gesicht zaubert…

Donnerstag, 10. November 2022: Australien – meets Penfolds & big wines

Getrunkene Weine

2015 Riesling Ürziger Würzgarten Alte Reben, Steinmetz und Hermann: Grapefruit, saftiger Pfirsich, Wachs, ganz wenig Petrol. Osterglockenduft! Ein für Moselverhältnisse recht opulenter Riesling, doch die Säure hält locker mit.

1999 Yattarna Chardonnay, Penfolds: Wie kann ein 23jähriger Chardonnay noch sooo frisch sein? Ananas und Papaya, Nidelzältli, Butter, leicht grasig wie bei einem Sauvignon Blanc. Grossartig!

1994 BIN 128 Shiraz, Penfolds: Angebrannte Bratensauce, Banane, Hustensirup, Eukalyptus. Hat die besten Zeiten längst hinter sich gelassen.

1989 BIN 389 Cabernet/Shiraz, Penfolds: K O R K! Dahinter versteckt sich ein irrsinnig schöner, reifer Australier – schei… auf den Kork, wir trinken das Glas leer!

1993 St. Henri Shiraz, Penfolds: Leichtes Kellermüffchen. Colafrösche, Erdbeerkompott, süsslich. Mit etwas mehr Luft kommt schwarzer Pfeffer und eine erdige Note dazu. Zehrt im langen Finale leicht aus.

1998 Seven Acre Shiraz, Greenock Creek: Da haben wir sie wieder, die gute alte Plumeria! Blut, Pfeffer, Colafröschli, Leder. Früher schüttelten 90% die Köpfe und nur die Dekadentesten unter den Mitgliedern flippten aus vor Freude. Jetzt gefällt’s plötzlich allen – was ist auch los mit Euch?

2001 Hoffmann Shiraz, Rockford: Noch solch ein Plumeria-Muster! Brombeeren, Blut, Tomatenmark, nobles Leder. Geiler Stoff!

2002 Stonewell Shiraz, Peter Lehmann: Eukalyptus, Brombeeren, Pfeffer, tiefgründig, mineralisch. Stonewell von seiner besten Seite!

2002 Eight Songs Shiraz, Peter Lehmann: Recht üppig, dezent Dörrfrucht, wirkt fast ein wenig überladen, aber mit enormem Druck im langen Finale.

2002 Meshach Shiraz, Grant Burge: Wundsalbe, Eukalyptus, Brombeeren. Lakritz, schwarzer Pfeffer, nach längerer Belüftung eine Mischung zwischen Bruderhaus Wildschwein- und Bruderhaus Hirschgehege. Bevor wir uns für eine Tierart entschieden haben, ist die Flasche leer…

1997 Grange Shiraz, Penfolds: Kaffee, Rauch, Cola, Zedernholz, Brombeerlikör! Ein Hauch Eukalyptus. Verführerische Süsse, rein und voller Eleganz. Grossartig! Danke, Marcel!

2010 Tier1 Shiraz/Cabernet Sauvignon, Hemera Estate: Pflaumig, aber auch Brombeerfrucht, Mokka, Vanille, Schokolade. Recht üppig, aber nicht überbordend, erstaunliche Säure, gute Länge.

2005 Amon-Ra, Ben Glaetzer: Dunkle Schokolade, eingedickte Bratensauce, pralle Brombeeren. Üppiger Stoff, modern, aber mit einer Wärme, der man sich nicht entziehen kann!

Minimum 20 Year old Fortified, Woodstock: Toffee, nussig, Feigen. Sehr süss, mit einer präsenten Säure und einem sehr langen, ultrasüssen Finale. Der perfekte Schlusspunkt!