Donnerstag, 23. Juni 2022: Burgund

Getrunkene Weine:

2012 Chablis Vieilles Vignes, Roland Lavantureux: Traubig, buttrig, kreidig-mineralisch, am Gaumen schon etwas über dem Zenith.

2004 Pernand-Vergelesses blanc, Domaine Michel Voarick: Apfelnoten, störend Terpentin, zu spitze Säure. Hat seine besten Tage längst hinter sich.

2011 Beaune Premier Cru, Champs Pimont, Moillard-Grivot: Zitrusnoten, Vanille, Wiesenblumen, Heu. Strahlt noch Frische aus, fein integrierte Säure – unaufdringlich schön!

2015 Bourgogne Blanc Champ Perrier, Tessier: Mandarinli, japanischer Pflaumenschnaps, üppig. Am Gaumen nicht mehr ganz frisch, endet zudem etwas kurz.

2015 Meursault Les Grands Charrons, Tessier: Feine Aprikosen- und Mandarinenfrucht, Bienenwachs, noch sehr frisch wirkend, harmonisch am Gaumen – lecker!

2015 Chablis Grand Cru Bougros, Domaine Long-Depaquit (Albert Bichot): Dezent Holz, Rauch, füllig, feine Zitrusfruchtnoten, hat Kraft und Tiefe – was für ein toller Chablis!

2015 Nuits-Saint-Georges, Comte de Montebello: Sauerkirschen, Möbelpolitur, grün. Am Gaumen hart und spröde. Macht keine Freude.

1994 Pommard 1er Cru Les Chanlins-Bas, Bernard Vaudoisey-Mutin: Paprikanoten, etwas Wundsalbe, Pfeffer. Am Gaumen streng, leicht bitteres, mittellanges Finale.

2015 Vosne-Romanée Village, François Lamarche: Üppige Waldbeeren- und Kirschenfrucht, Blutorangen, Iod, am Gaumen fleischig, kompakt, mit guter Länge – Pinotgenuss pur!

1995 Echezeaux Grand Cru, François Lamarche: Ein wenig Maggi, Fleischsuppe, Hagebutten, Blut. Am Gaumen kräftig, saftig, dicht und eines Grand Cru würdig. Danke, Marcel!

Donnerstag, 16. Juni 2022: Grenache, rot, blanc, gris – alte Welt

Grenache oder Garnacha Tinta, rot, rouge, blanc, blanca, gris, grau, roja aus der alten Welt soll er sein, lecker und kräftig und Diskussionspotential. Auf Sardinien heisst er auch Cannonau und Frankreich und Spanien lieben ihn von der südlichen Rhone bis mindestens nach Murcia.

Ein Fazit, dass sicher einen gemeinsamen Konsens erhielt – Grenache ist für einen Hitzeabend eher ungeeignet – zuviel wird über Alkohol diskutiert:

Apéro: Tatti’s Werk, grüner Veltliner: Frisch und knackig

The Black Rider, Grenache blanc: An der Nase Noten von Yoghurtdrink mit Honig und ein abendliches kleines Feuerwerk. Am Gaumen kräftig, gelbe Früchte, Honig, lang, etwas wenig Säure

Chateau de Vaudieu, Clos de Belvedere, 2019: Tolle Nase mit gelben Früchten und Blumen, Birnen. Am Gaumen ein voller cremiger grosser Wein mit gelben Honigmelonen und Williamsbirnen. Eine wirklich grosse Geschichte!

Domaine des Enfants, Tabula rasa 2015: An der Nase cremig, mit viel reifen Birnen und Honig. Am Gaumen cremig, reife Williamsbirnen, Abgang eher kurz, Im Gaumen fehlt es in der Mitte an erwarteten Aromen – oder so.

Inédita – de Alceno .01. 2014: In der Nase cremig mit Brombeeren, Caramel, Schokogebäck und Orangenschale. Am Gaumen Cassis, Zimt, Pinienharz, Süssholz, Schoggi, Brombeeren und überreife Waldbeeren.

Clos Mogador 2015: War noch von der Prioratdegu vor einem Monat im Kühlschrank offen hängengeblieben: Also gelitten hat er schon – trotzdem fielen folgende Stichworte: umami, überreife Waldfrüchte, Bratensauce, viel Druck, schwarze Früchte ….

Domaine des Bosquet, Gigondas, La Colline 2019: Gefällt nicht allen – hat er Zapfen? – wirkt er zu alkaholisch – hat sich ein unbennenbarer Fehler eingschlichen: Fluren fasst zusammen: ein eleganter tänzerischer Zapfen 😉 aber sonst: Brombeerjoghurt und Orangenzeste. Am Gaumen Brombeer, Blutorangen, Brombeerjoghurt, Veilchen, Tanin, elegant, feuchter Steinkeller, Holz?, Zapfen ?, alkoholisch ?, viel zu jung ? gefällt nicht allen.

Domaine Giraud, Chateauneuf du Pape, Grenaches de Pierre 2017: Wieder ein Wein, der die Degustationsgemeinde teilt: An der Nase überschwenglicher Wein mit Brombeeren und überreifen Zwetschgen – man ist sich über die Zwetschgenreife nicht einig – von frisch und fruchtig bis sehr reif und überreif wird sich die Gemeinde nicht einig. Gleich gilt es am Gaumen, der sehr kräftige Zwetschgen bis Nennungen von eingelegten Zwetschgen zeigt sowie Schoggi und Kaffeepulver. Für die einen vielschichtig, für die andern eine Zwetschgen und Brombeercreme. Bleibt lange haften. – ich denke für diesen schweren Geschosse ist es einfach zu warm.

Domain de La Janasse, Chateauneuf du Pape, Chaupin 2016: Noch so ein Geschoss, dass einige gleich mit dem Holzhammer erschlägt. Trotzdem schwärmen manche von tollen Nuancen. An der Nase Cassis, Orangenschoggi, Kapern, Sardellen an Salzlake. Am Gaumen schwarze Brombeeren, schwarze Kirschen, Blutorangen und Spuren von Kapern und Sardellen, noch jung und etwas angriffig und pfeffrig.

Domaine Saint Prefert Chateauneuf-du-Pape Reserve Auguste Favier 2017: An der Nase Cassis, Brombeeren und Kalk und Schiefer. Am Gaumen viel Druck, Pfeffrig und vielschichtig, rote Früchte – Kirschen, lang, immer wieder ein toller Wein.

Alto Moncayo, Veraton 2018: Die Nase schnuppert Brombeeren, Nüsse und Banago. Am Gaumen erstaunliche Frische. Frische Früchte, Cassis und Brombeeren, Nüsse, Grüntee, hüpfige und frische Säure, schöner Wein und passt gekühlt toll zu diesem warmen Abend.

Riesling Abschluss: Molitor, Zeltinger Sonnenuhr, Spätlese 2015, Goldkapsel: Reife Zitronen, Honig, etwas Petrol, schöne Süsse / Säure – am heutigen Tag für einige zuwenig raffiniert.

Quelle: wein plus https://glossar.wein.plus/garnacha

Donnerstag, 9. Juni 2022: Kalifornien

Getrunkene Weine:

2015 Riesling Kastanienbusch Grosse Lage, Gies-Düppel, Pfalz: Nichts ist so beständig wie die Veränderung – nicht bei uns! Ein Riesling jeden Donnerstag: kitzelt die Nase wach, behält den Alkoholpegel tief und hievt den Gaumen in den Bereitschafts-Modus!
Granny-Smith, ein Häuchlein Petrol, Minze, fast ein wenig streng in seiner trockenen Art, salziges, belebendes Finale.

1997 Viognier Edna Valley, Alban Estate: Apfel im Schlafrock, übergossen mit Vanille, diesen sympathischen Flaschen-Greis probieren wir immer wieder – und er lebt und lebt und lebt!

2018 Sauvignon Blanc, Aperture: Überbordend tropische Früchte. Gras, Katzenpipi, Orangenblüten, floral, üppig. Zitronennoten, als hätte man ein Bonbon im Mund. Ein Hauch von Mineralität im polierten, recht langen Abgang.

1989 Cabernet Sauvignon SLV-Fay Estate Vineyards, Stag’s Leap Wine Cellars: Zedernholz, Rindenabrieb von einem Cassisstrauch, Rumtopf. Die Altersnoten nehmen von Minute zu Minute zu, doch dann – einem Irrlicht gleich – ein kurzes Aufflackern, eine herrliche Süsse, Null Rumtopf – und dennoch kein Happy End: Flasche leer, ich habe fertig…

1995 Lytton Springs, Ridge: 84% Zinfandel, plus Petite Syrah und Carignan. ZINFANDEL! 27jährig! Und weisst du was? GEIL! Dekadent zwetschgenfruchtig, pflanzlich sowieso, Rinde, Harz, Menthol, Unterholz. Erstaunliche Säure, die mit der Süsse schäkert: logisch, dass ich es hier schreiben muss: reifer Zinfandel ähnelt einem reifen Pinot!

1998 Mondavi Cabernet Sauvignon Reserve, Mondavi: Wie wunderbar – und dies von einem eher schwierigen Jahrgang! Nach wie vor feine Brombeerfrucht, Minze, spanische Nüssli, Pilze, Tabak. Am Gaumen sowas von schön gereift, komplex, mit der Eleganz einer Primaballerina UND dem Power von Jussi Björlings Stimme – danke Jussi, äh Markus!

1995 The Montelena Estate Cabernet Sauvignon, Château Montelena: Überreife Zwetschgen, Bratensauce, Maggi – leider, leider zu alt.

2006 The Montelena Estate Cabernet Sauvignon, Château Montelena: Schwarz wie die Nacht, Graphit, Schokolade, Menthol, Terroir! Viel Power, mit hervorragender Säure – Mainstream? Aber nicht bei diesem Wein!

2017 Syrah The Initiation, Cattleya: Pralle Brombeeren, Sandelholz, orientalische Gewürze, Mon Chéri. Modern und üppig, aber nicht erschlagend.

2016 Space Cadet, Paul Lato: 80% Syrah, 20% Grenache, der erste Jahrgang. Cassis, Brombeerkonfitüre, schwarze Schokolade, Pfeffer, leicht angesengtes Grillgut. Vollmundig, üppig, aber mit viel Druck und sehr lang.

1996 Howell Mountain Merlot Bancroft Ranch, Beringer: Maggi, leicht süsslich, leider über dem Zenith.

2015 Cabernet Sauvignon Napa Valley, Pine Ridge: Viel Süsse, viel Schmelz. Kokosnuss, Schokolade, schwarze Beeren, rund und geschmeidig, ohne Ecken und Kanten.

2014 Papillon, Orin Swift: Schwer und für die Meisten überladen, süsse Gewürze, süssliche Frucht, schwarze Schokolade – sofort nach Genuss Zähne putzen – Kariesgefahr! Oder, ganz nach Benjamin: etwas eindimensional, aber diese eine Dimension ist toll…